Japan 2014 – Day fifteen

Tag 15

Unser Tag fing früh an und zwar mit Packen. Tetsu hatte einen kurzen Ausflug nach Kamakura geplant mit anschließender Entspannung in Atami in einem Ryokan. Tetsu und ich hatten Monate vorher schon über eine Übernachtung in einem Ryokan gesprochen. Erst hatte ich vor in Kyoto ein Ryokan mit echtem Onsen zu besuchen. Als ich ihm meine Wahl vorstellte war er total dagegen und wollte unbedingt, dass wir ein richtiges Ryokan mit qualitativ hochwertigem Onsen besuchen sollten. Noch am Anfang unserer Planung war Kusatsu angepeilt worden. Der Onsenort schlechthin. Ein paar Wochen davor schlug er allerdings vor nach Hakone zu fahren, da ein Freund ihm das empfohlen hätte, da Kusatsu doch etwas weiter weg von Tokyo war. Dieser Ryokanbesuch war der einzige Reisepunkt den ich komplett Tetsu planen ließ. Ich hatte sowieso geplant, dass wir uns Kamakura ansehen würden und da Kamakura auf dem Weg nach Atami lag (unserem entgültigen Ryokankur-Ort) verband er es einfach. Außerdem wollte ein Freund von Tetsu mit uns kommen. Die größte Überraschung allerdings kam wenige Tage vor unserem Aufenthalt im Ryokan!

Freundschaft

Nur wenige Tage vor unserem Ausflug schrieb ich Rose an, da ich wusste dass sie ein Auslandssemester mit anschließendem Praktikum in Japan machte und zu dieser Zeit in der Nähe von Tokyo wohnte. Eigentlich wollte ich sie einfach mal wiedertreffen, aber meine Planung war ja schon ziemlich voll. Da schlug sie vor mit nach Kamakura und Atami zu kommen. Sofort fragte ich also nochmal Tetsu ob das ginge und er gab uns das OK. Ich freute mich riesig Rose zu sehen und das obwohl wir uns in Deutschland nur einmal gesehen hatten.

Wir trafen uns in der Shinagawa Station. Eigentlich sollten wir auch Tetsu und seinen Freund dort treffen, aber er schrieb, dass er seinen Geldbeutel zu Hause vergessen habe und daher nachkommen würde. Wir sollten schon mal los. Gut dass das Zugsystem in Japan super einfach ist, weswegen wir ohne Probleme in den richtigen Zug fanden. (Bezahlen? Na mit der Suica wie ich im Eintrag ~Japan diary – Day one (Part 1) schon beschrieben habe.)

Die Fahrt von Tokyo nach Kamakura dauerte knapp eine Stunde und wir verbrachten sie mit Erfahrungsaustausch und kennenlernen, da Sakura Rose noch nicht kannte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb.

Wir warteten nur etwa eine halbe Stunde ehe Tetsu zu uns stieß und mit uns zu einem Donburi Restaurant ging in dem wir unser Mittagessen zu uns nahmen. Doburi sind Reisgerichte mit verschiedenen Toppings. Dazu gab es einen Oktupussalat und Misosuppe. Tetsus Freund (Tadashi) musste noch unerwartet arbeiten und kam nach dem Mittagessen nach Kamakura.

Tsurugaoka Hachiman-Gu

Kamakura war zwischen 1185 bis 1333 der Regierungssitz der Samurai und faktisch die Hauptstadt Japans. Wieso die alte Hauptstadt nach der Sengoku Jidai (1477 – 1573) wieder die Hauptstadt Japans wurde liegt vielleicht daran, dass Kamakura vom Land aus, schlecht zu erreichen war. Es ist leicht zu verteidigen, da Berge die Stadt umgeben, aber umso schwieriger ist es, Waren und Lebensmittel dorthin zu bringen. So jedenfalls Tadashis Theorie, die ziemlich plausibel klingt. Tokyo ist viel flacher und ist sowohl vom Meer als auch vom Land aus einfach zu erreichen.

Auf dem Weg zum Tsurugaoka Hachiman-Gu, dem wichtigsten Shintoschrein in Kamakura, liefen wir vielen Hochzeitspaaren entgegen. An diesem einen Tag dürften wir wahrscheinlich 4 oder sogar 5 Paare gesehen haben – mitsamt Hochzeitsorganisatoren und Hochzeitsgästen.

Kurz nachdem wir das große Tor durchschritten hatten kam eine Gruppe japanischer Studenten auf uns zu und fragten Sakura und Rose ob sie eine kostenlose Führung haben wollten. Sie waren Englischstudenten und besserten in ihrer Freizeit ihr Englisch auf indem sie eben solche Führungen gaben. Drei Mädels und ein super schüchterner Japaner der eigentlich nur ablas als frei mit uns zu sprechen. Die Studentinnen machten ihre Sache sehr gut und unterhielten sich auch so mit uns.

Am Eingang der Anlage befindet sich eine gewölbte Brücke die umzäunt war. Diese war früher nur dem Shogun vorenthalten und durfte nur von ihm durchschritten werden. Alle anderen mussten die flachere Brücke daneben benutzen.

Neben der großen Treppe zum Schrein ist ein mit geweihten Papierknoten behangener Platz an dem einst ein heiliger Baum stand. Ich hab leider vergessen was ihn so heilig gemacht hatte… aber er wurde wohl von einem Blitz getroffen.

Außerdem war es diese Englischstudenten-Gruppe die uns erklärte, dass man am besten 5 ¥ Münzen zum beten werfen sollten. (Wie man betet habe ich hier schon erklärt: ~Japan Diary – Day four (Part 1))

Der große Bronzebuddha

Tetsus nächstes Ziel war der zweitgrößte bronzene Buddha der Welt – der Daibutsu im Koutoku-In Tempel. Der größte Bronzebuddha der Welt ist der Daibutsu von Nara im Tempel Toudai-Ji, welches auch das größte rein aus Holz erbaute Gebäude beherbergt (in dem der Daibutsu sitzt).

Für wenige Yen kann man sogar in den großen Buddha in Kamakura hineingehen. Ich glaube es waren 10 ¥. Allerdings war die Schlange so lang, dass wir davon abgesehen haben.

Unser Aufenthalt dort war nur kurz, da wir uns noch einen weitere Tempel ansehen wollten und dann noch nach Atami zum einchecken gehen mussten. Schreine und Tempel in Kamakura zu besuchen ist fast wie in Kyoto. Da steht eins neben dem anderen. Wobei Kyoto etwas weitläufiger ist. Bevor Tetsu den Plan aufgestellt hatte und ich meinen über den Haufen geworfen hatte, hatte ich für Sakura geplant kurz an den Strand von Kamakura zu gehen, denn sie liebt Wasser. Tetsu ging aber spontan auf unsere Wünsche ein und so machten wir noch einen kleinen Abstecher an den Strand, der aber nicht wirklich hübsch war. Aber Sakura war glücklich. Ob hübsch oder nicht, es war ein Strand.

Kamakura

Wie schon erwähnt ist Kamakura kleiner als Kyoto und ist einwenig enger durch die Berge eingekesselt. Aber dennoch hat es viel Charm. Man kann das alte Japan dort besser spüren als in Kyoto finde ich. Möglicherweise liegt das an seiner geringen Größe. Schmale verwinkelte Straßen, viele Hügeln und traditionelle japanische Häuser. Vereinzelnde Villen und viel viel Grün. Wenn ich nächstes Mal mehr Zeit habe, werde ich mir Kamakura in jedem Fall noch mal genauer ansehen – gut Kyoto auch~ Aber ihr könnt das Gefühl dass ich versuche zu beschreiben vielleicht in den Bildern sehen.

Kenchou Ji

Der Kenchou Ji ist der Haupttempel der Rinazi-Schule. Einer Zen-Buddhisten Sekte die im 13. Jahrhundert entstand und sich sehr nah an die chinesischen Chan Lehre hält. Sie ist außerdem eines der weit verbreitesten Zen Lehren in Japan und hat daher sehr viel Einfluss. Der Kenchou Ji gehört mit dem Nanzen Ji in Kyoto zu den beiden Ranghöchsten Tempeln des Zen-Buddhismus. Das Rangsystem folgt dem Gozen System, welches im 14. Jahrhundert entwickelt wurde.

Hinter dem Tempel befindet sich noch ein Weg, der sich auf einen Berg hinauf schlängelt. Wir sind ein Stück bis zum Bambushain gelaufen und hatten eigentlich geplant noch weiter hoch zu gehen. Allerdings  war es schon spät, daher beschlossen wir wieder zurück zu gehen und nach Atami zu fahren.

Der Weg allerdings ist so ruhig und still, dass man glaubt weit weg von der Zivilisation zu sein – trotz dass es ein teilweise gepflasterter Weg war. Nach dem Bamabushain kommt man zu einer Lichtung (letztes Bild) von wo aus man anschließend den Wald betritt. Ich wäre gern hineingegangen~ Die Atmosphäre dort ist einfach unbeschreiblich! Vielleicht lag es auch daran, dass wir die einzigen dort oben waren.

Atami bei Nacht

Es war schon dunkel als wir Atami erreichten. Wenn man aus dem Bahnhof kommt und leicht rechts lief kommt man zu einem Shotengai, einer überdachten Einkaufsstraße, die allerlei Souvenirs (Omiyage) verkauften. Mit Omiyage sind nicht nur billige Anhänger und Postkarten gemeint! In Japan verschenkt man lieber essbare Souvenirs die meistens teuer sind. Obst liegt hier an erster Stelle. (Ja, richtig! Obst.) Solltet ihr also auf Reisen gewesen sein, dann bringt eurem Gastgeber unbedingt ein Omiyage mit! Das ist so üblich in Japan. Kommt nicht in die Situation in die ich mich begeben hatte indem ich es einfach nicht wusste Omiyage mitzubringen.

Unser Ryokan lag gleich am Ende der Einkaufspassage links und hieß Yuyado Ichibanchi. Es sah sehr groß aus und hatte mehrere Ebenen. Tetsu hatte ein Zimmer für uns fünf und außerdem eine Stunde einen privaten Onsen gebucht. Insgesamt hatten wir ca. 17.000 ¥ gezahlt für eine Nacht mit Abendessen und Frühstück und der einen Stunde privat Onsen. (Shu sagte das wäre zu teuer~) Natürlich hatte das Ryokan noch zwei geschlechtergetrennte Gemeinschaftsonsen, dass jeder Gast ohne Aufpreis nutzen durfte. Wir checkten ein und wurden auf unser Zimmer geführt welches wir nur ganz kurz begutachten konnte, da das Abendessen bereits auf uns wartete. Also schnell Sachen ablegen, das traditionell japanische Zimmer bewundern und noch den Balkon und dessen Aussicht ansehen und schon liefen wir durch die verwinkelten Flure unseres Ryokans zum Abendessen.

Washoku – eine Kunst

Wir waren ja schon hellauf begeistert als wir unser Zimmer gesehen hatten… aber was danach kam WOW! Wir wurden zu unserem Speisezimmer geführt. Ja richtig! SPEISEZIMMER! Wir hatten einen eigenen großen Raum nur für uns. Das beste war, dass wir sogar eine eigene Bedienung zugeteilt bekamen, die uns das Menü erklärte. Allerdings auf japanisch. Tetsu und Tadashi übersetzten aber für uns und erklärten uns auch während des Essens oder der Zubereitung des Essens was es damit auf sich hatte. Dabei war Tadashi besser informiert als Tetsu und obwohl er schlechter englisch sprach versuchte er es eifrig. Washoku nennen sich die traditionell japanischen Gerichte. Bestehend aus mehreren kleinen Gängen die sorgfältig nach und nach zubereitet werden. Fisch, Reis und Gemüse sind die Grundzutaten, aber wir hatten sogar noch Steakstücke von dem ich mir nicht sicher bin ob es sich um das legendäre Wagyu-Fleisch handelte. Es war so marmoriert und schmeckte so unglaublich gut, dass es schon möglich sein könnte… Da Rose Muslimin ist hatte sie statt dem Fleisch Fisch bekommen. Wie schon erwähnt gab es mehrere Gänge und die Bedienung servierte, bzw öffnete jeden Gang nachdem wir mit dem vorigen Gang fertig waren. Es gab auch so einige Getränke die wir uns frei holen konnten. Darunter auch Shochu und Nihonshu (Sake). Wusstet ihr, dass die Frucht Kaki in Japan auch so heißt? Man aber wegen der Aussprache aufpassen muss? Kaki lang ausgesprochen kann auch Muschel bedeuten. Möglicherweise erkennen manche von euch den Unterschied aber nicht.

Ich werde nicht anfangen zu erklären welche Gänge wir alles hatten… Weil ich es selbst nicht mehr wirklich weiß und die Bilder sicher schon für sich sprechen. Nur so viel: Das Abendessen war super, auch wenn es manchmal etwas gewöhnungsbedürftig war. Es gab zum Beispiel dieses Ei-Pudding welches unsere beiden Japaner auch komisch im Geschmack fanden. Übrigens ist es ok wenn man nicht alles auf isst.

Onsen Time!

Was tut man nach einem sättigendem Mahl? Genau! Sich Entspannung gönnen! Wir kugelten halb zurück auf unser Zimmer wo wir uns in die Haus-Yukatas warfen um ein ordentliches Bad zu nehmen. Da wir Frauen bekanntlich länger brauchten als Männer ließen wir Tadashi und Tetsu den Vortritt das private Onsen zu genießen. Nach einer halben Stunde sollten wir wechseln und Sakura und ich würden das Onsen nutzen.

Anders als in Osaka World Spa (hier nachzulesen: ~Japan Diary – Day seven), waren es richtige Yukata und kein Pyjama den wir uns anzogen. Ich hatte mich schon Monate davor vorbereitet und wusste in etwa wie man einen Haus-Yukata anzulegen hatte und wann er genutzt wurde. Im Grunde wurde er für den ganzen Aufenthalt im Ryokan getragen, sogar beim Schlafen. Darunter trug man für gewöhnlich nichts. Das Ryokan hatte jedem von uns einen Beutel bereit gestellt in dem sich ein Handtuch befand und in dem ihr eure Wertsachen verstauen könnt die ihrr mit ins Bad nehmen wollt. Diesen Beutel dürft ihr übrigens mitnehmen.

Also nur kurz zur Erinnerung – wir waren begeistert von dem Zimmer, wir waren noch mehr begeistert vom Abendessen und um das ganze zu toppen: wir waren überwältigt begeistert vom privaten Onsen! Dummerweise haben wir die Kamera nicht mitgenommen…

Ich wusste von der Internetseite des Ryokans, dass es schön sein würde… aber ich wusste nicht wie schön! Normalerweise sind Bilder hübscher als die Realität. Aber das traf hier nicht zu. Wir bekamen das runde privat Onsen (klickt euch einfach ein bisschen durch die Seite). Was die Bilder nämlich nur andeuten ist der Raum vor dem Onsen. Dort sind Sessel, Ablage, Waschbecken, Getränke, Kühlschrank, Wasserkocher – kurz, da war alles drin was man so brauchte um zu entspannen.

Im Onsenbereich gab es einen Hocker, Shampoo, Conditioner und Body Lotion. Wie ihr bereits im Eintrag ~Japan Diary – Day seven wisst, muss man sich vor dem Baden gründlich waschen. Das Becken war sehr groß und es hätten locker vier Leute hineingepasst. Das Wasser war unbeschreiblich gut! So viel besser als das Wasser im Spa World Osaka! Ob es wohl daran lag, dass es echtes Quellwasser war? Wahrscheinlich. Es fühlte sich extrem gut an und war weder zu heiß noch zu kalt. Schade, dass wir nur eine halbe Stunde hatten, denn am liebsten hätten wir uns noch mehr im Relaxbereich entspannt.

Während Sakura sich oben im Zimmer ausruhte ging ich zu Rose ins Frauen-gemeinschafts-Onsen. Es war niemand da, deshalb war es fast wie ein riesiger privat Onsen für uns. Das Wasser darin war ebenfalls sehr gut. Aber man merkte schon einen kleinen Unterschied. Wie auch im Spa World gab es auch dort Zahnbürsten, sodass man wirklich nichts brauchte für einen Aufenthalt in einem Ryokan – deswegen hatten die Jungs auch kaum etwas dabei…

Das Ryokan hatte auch noch einen Gemeinschaftsentspannungsraum. Es gab dort sogar einen Massagestuhl der wirklich toll massierte und einen Fernseher auf dem ein alter Cartoon lief (Ja! Cartoon, kein japanischer Anime).

So konnte der Tag wirklich sehr gut ausklingen! Zu guter letzt entdeckten wir noch das Schloss von Atami, welches von unserem Balkon aus zu sehen war und hell erleuchtet wurde. Am nächsten Tag machten wir uns dann auch dorthin auf den Weg~

Das war´s schon (HAHA schon…)

Bis zum nächsten Mal!

Shizuka 静

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