Tag 7
Wow! Endlich bin ich bei der vollen Woche angelangt. Selbst beim Schreiben, kam es mir vor als wäre ich länger dort gewesen.
Der siebte Tag war ein Tag an dem wir das aufholen wollten was wir am Kimono-Tag ausgelassen hatten. Doch zu erst hieß es wieder Koffer packen, denn an diesem Tag ging es weiter nach Osaka. Da wir aber nich viel vor hatten und ich Kyoto wichtiger fand als die Sehenswürdigkeiten in Osaka, habe ich den Plan ein weiteres Mal geändert und den Schrein Tenmangu in Osaka gestrichen.
Wir verfrachteten unseren Koffer wieder an den Kyoter Hauptbahnhof (was wieder ein Akt war, weil alles besetzt war… Aber am Busbahnhof befindet sich ein kleines Häuschen unter diesem Wasserspiel, falls ihr auch mal in Not sein solltet.) und fuhren zur Nijo-Burganlage.
Nijo-Jo
Die Anlage wurde 1601 von Tokugawa Ieyasu angelegt. Er war der damalige Shogun, nachdem auch der zweite der drei Reichseiniger verstarb. Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu sind die drei bekanntesten Personen des Landes, denn sie führten Japan aus dem hunderjährigen Krieg (Sengoku-Jidai = Zeit der streitenden Reiche).
Da der Kaiser einen Palast in Kyoto hatte und Ieyasu seine Macht gegenüber dem kaiserlichen Hof demonstieren wollte, ließ er seine Burganlage unweit des Palastes errichten. Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist der Nachtigallen-Boden. Der Erzählung nach hatte Tokugawa Ieyasu Angst vor Meuchelmörder, weswegen er diesen speziellen Boden einbauen ließ, damit sich niemand ungehört durch die Flure schleichen konnte. Ich hatte schon in Büchern darüber gelesen und fand es faszinierend – konnte mir aber nicht wirklich vorstellen wie der Boden zwitschern würde. – Das war vielleicht ein Erlebnis! Auch hier musste man seine Schuhe ausziehen.
Man kann natürlich eine Rundführung buchen, aber Sakura und ich hatten einen straffen Zeitplan und sind einfach drauf los. Es waren sowieso einige Guides unterwegs, daher konnten wir einiges aufschnappen. Außerdem sind auch Schilder aufgestellt die auch einiges erklären.
Die Gebäude sind reich verziert und die Wände teilweise bemalt. Mich hat auch fasziniert, dass es extra Räume zu jedem Anlass gibt. Zum Beispiel um die Gesandten des kaiserlichen Hofes zu empfangen, Audienzen zu geben und so weiter. Leider durfte man in den Räumen nicht fotografieren, daher hab ich leider keine Bilder für euch hier. Aber sehr sehenswert! Vorallem der zwitschernde Boden! Es hörte sich wirklich toll an. Und ich dachte, dass er nur ein Stück des Flurs verlegt worden wäre, aber es ist schon eine große Strecke auf dem man den Boden singen hörte.
Der Garten konnte uns nicht wirklich überzeugen. Der angelegte Teich führte grünes stehendes Wasser… Nicht so erwähnenswert. Der Burggraben hatte es mir aber angetan! Da gab es große Karpfen die an der Brücke auf Futter warteten. Stellt euch mal an das Geländer, wartet bis euch die Fische bemerken und streckt dann eure Arme aus. Ich hatte Spaß und sah bestimmt ziemlich bescheuert aus… die Fische schnappen dann nach dem imaginären Futter und sind ganz aufgeregt. Das klappt ziemlich oft…. Ich stand da sehr sehr lange.
Fushimi Inari Taisha
Unsere nächste Station war der Fushimi Inari Taisha, welcher zu den bekanntesten und ältesten Schreinen Kyotos gehört. Bestimmt habt ihr schon ein paar Bilder dazu gesehen. Es ist nämlich der Schrein der unzählige Torii, also Torbögen besitzt. Man benötigt etwa zwei Stunden um den kompletten Weg hoch auf den Berg zu laufen. Sakura und ich hatten dafür aber keine Zeit. Dennoch konnten wir uns einen kleinen Überblick verschaffen und den Torii ein Stück folgen. Ach… Fotos schießen ohne dass ein Tourist ins Bild läuft ist extrem schwierig. Vielleicht ist es weiter oben besser.
Nichts desto trotz ist es magisch dort zu sein. (Wie oft habe ich das Wort mittlerweile nur für die Kyoto-Einträge genutzt?) Moosbedeckte Statuen, hohe Bäume und das Sonnenlicht dass durch die einzelnen Torbögen scheint – wunderschön! Gut… wären da nicht so viele Touristen wäre es möglicherweise noch besser. Eventuell sollte man dann einfach ganz früh aufstehen und einen Spaziergang machen.
Oh! Und Taiyaki gabs auch noch! Die ersten Taiyaki die ich in Japan gegessen habe! Sehr sehr lecker! An dem Stand haben wir sogar ne Menge Deutsche und Österreicher Touristen getroffen. Ist immer wieder lustig wenn man auf Menschen trifft die die gleiche Sprache sprechen. Taiyaki ist Backware die normal mit einer Bohnenpaste befüllt sind. Die die wir gegessen hatten bekamen oben drauf noch Eis.
Zugfahrt nach Osaka
Gegen Nachmittag sind wir dann nach Osaka gefahren um in unsere neue Bleibe einzuquartieren. Der Hauptbahnhof von Osaka ist riesig und modern. Offener als der in Tokyo und wahrscheinlich moderner als der in Kyoto. Was hier zu beachten ist, ist, dass die Menschen hier nicht auf der linken Seite der Rolltreppe stehen und auf der rechten Seite hochlaufen, sondern genau umgekehrt – so wie in Deutschland auch. (Oder auch nur Frankfurt…) Diese Info hatte Tetsu uns direkt am ersten Tag schon gesagt, als wir uns auf der rechten Seite hingestellt hatten. Warum die Osakaer das machen war ihm unbekannt. Er sagte nur: „Maybe they want to be special.“ Die Osakaer sind sehr stolz und grenzen sich etwas vom Rest der größten Städte Japans ab.
Wieder hatten wir das über Airbnb (nutze den Link und bekomme 24 € Reiseguthaben!) gebucht und dieses Mal war es ein Hostel. Die Inhaberin war die ganze Zeit über nicht anwesend, aber ein Mitarbeiter hatte uns empfangen, so wie sie es mir über Airbnb mitgeteilt hatte. Das Haus war alt, aber aufgeräumt, sauber und nicht muffig. Unser Zimmer konnte nur durch ein Zahlenschloss geöffnet werden, daher fühlten wir uns trotz der Gegend sehr sicher. (Man sagte uns, dass die Gegend um Tennoji herum gefährlich sei.) Übrigens hatten wir es nicht sofort gefunden und waren etwas hilflos. Ein alter Japaner wollte uns helfen obwohl er kein englisch konnte, war aber auch selbst etwas überfordert. Ich gab ihm mein Handy, damit er sich das auf Google Maps besser ansehen konnte als eine Touristin mit ihrem Fahrrad stoppte und fragte ob alles in Ordnung sei. Anscheinend war die Gegend wohl wirklich gefährlich, aber der Mann war nichts weiter als sehr hilfsbereit. Am Ende haben wir es in einer Seitengasse gefunden.
Im Zimmer selbst gab es alles was man so brauchte. Sogar Wattestäbchen, Nagelknipser, Nagelfeile und Ohrstöpsel. Da es ein traditionelles Zimmer war, hatten wir zusammengefaltete Futons, Daunendecken und große Kissen. Zwar war das Futon noch lange nicht so toll wie bei Shu, aber es ließ sich sehr gut aushalten.
Was wir dann gemacht haben? Geschlafen. Eigentlich wollten wir uns nur kurz ausruhen, aber dann ist Sakura eingeschlafen und ich wollte sie nicht wecken. – Eine unausgeruhte Sakura ist nämlich nicht sehr angenehm… Daher hab ich mich auch direkt in das Futon geschmissen. Die Decke war so dick und gemütlich…
Als wir wieder Wach waren, war es bereits dunkel und wir wollten noch unsere Wäsche waschen. Die Waschmaschine stand auf der Dachterrasse. Ich musste bisher noch nicht selbst wirklich waschen und war etwas überfordert. Doch meine Freunde in Deutschland wussten Rat. Einfach reinschmeißen und einschalten. Japanische Waschmaschinen unterschieden nicht zwischen verschiedenen Textilien und Farbe – gut wenn der Stoff bei Wasser ausblutet sollte man sie evtl nicht mit weißer Wäsche zusammentun. Aber eingehen konnte sie definitiv nicht. Als wir fertig mit Aufhängen waren, ging es direkt weiter zu unserem nächsten Abenteuer.
World Spa
Um ehrlich zu sein hatte ich nicht viel Motivation um Osaka so ordentlich durchzuplanen wie Kyoto. – Als hätte ich geahnt, dass wir total erledigt sein würden nach dem strengen Zeitplan in Kyoto….
Ein japanischer Freund hatte mir das World Spa empfohlen. Schon irgendwann ganz am Anfang meiner Planungen und es passte perfekt, da wir dann etwas enspannen konnten. Das World Spa ist ein Wasserfreizeitpark in einem Gebäude mit zwei verschiedenen Onsen-Zonen, Asia & Europe (Ich erleuter hier jetzt nur die Onsen – heiße Quellen, Zone). Natürlich mit Geschlechtertrennung. Jeden Monat wechseln die Geschlechter ihre Zonen. An jedem geraden Monat können die Frauen die Asia Zone genießen und die Männer die Europe Zone. An jedem ungeraden Monat anders herum.
Am Eingang muss man sich ersteinmal ein Ticket ziehen und entscheiden was man buchen möchte. Am Schalter wird das nochmal kontorlliert und man kommt in den Bereich, wo man seine Habseligkeiten abschließen kann. Das schließt natürlich auch die Schuhe mit ein. Mit dem Armbändchen könnt ihr innerhalb des Gebäudes bezahlen, daher braucht ihr auch nicht euren Geldbeutel mitzunehmen. Am Ende geht ihr damit an ein Terminal und bezahlt was ihr verbaucht habt. Hier nochmal genauer nachzulesen: Information
Dass man mit Tattoo und Hautkrankheiten nicht hineingehen sollte, sollte hoffentlich klar sein. Das steht auf der Website und auch nochmal vorne am Eingang nocheinmal auf japanisch und englisch. Tattoos deshalb nicht, weil sie in Japan immer noch als Zeichen der Zugehörigkeit der Yakuza (japanische Mafia) angesehen wird – JA auch wenn man Ausländer ist. Abkleben scheint wohl möglich zu sein, aber darüber kann ich euch nur wenig sagen, da ich keine Tattoos besitze.
Wie man sich in einem Onsen verhält
Das Gebäude hat mehrere Stockwerke und man kann dort auch problemlos übernachten – auch ohne ein Hotelzimmer zu buchen, da es Restrooms gibt. Es gibt alles was man für einen Besuch braucht. Verschiedene Restaurants, Bars, Massagen, Onsen, Duschen, Ausruhmöglichkeiten und sogar Einweghaarbürsten, Zahnbürsten, Haarföhne, Shampoo, Duschgel, Conditioner – einfach alles. Man muss absolut NICHTS mitnehmen. Kleidung und Handtücher bekommt man dort auch. Es ist nämlich üblich sich im Onsenbereich komplett zu entkleiden und sich wenn nötig schon vor dem Baden in gemütliche Yukatas zu wickeln. Im World Spa gab es keine Yukata, dafür aber Pyjamaähnliche Kleidungsstücke. Männer blau, Frauen rosa. Damit konnte man innerhalb des Gebäudes herumlaufen ohne aufzufallen, denn so ist es nunmal üblich.
Baden tut man übrigens auch komplett nackt. Man sieht in den Badebereichen absolut keinen der in Badebekleidung badet oder sich einen Snack an den Minibars gönnt.
Was man außerdem vor dem eigentlichen Baden macht: sich gründlich schruben und duschen.
Vorallen Ausländer sollten sich besonders gründlich schrubben, denn baden bedeutet in Japan entspannen und nicht sich dort drin zu säubern. Wascht den Schmutz komplett von eurer Haut bevor ihr in die Onsen steigt. Die Haare sollten hochgebunden werden, damit keines davon allein durchs Wasser treibt. Passt außerdem auf, dass ihr nicht zu lange im heißen Wasser bleibt, sonst ist euer Kreislauf ganz schnell im Eimer und ihr wollt sicher nicht vor Schwindel umkippen. Es gibt außerdem auch kalte Becken um sich wieder abzukühlen.
Es war wirklich entspannend sich darin aufzuhalten, auch wenn meine Wahl wohl auf die Asia Zone gefallen wäre. Aber da wir im September da waren durften die Frauen nur in die Europe Zone. Nett war es aber trotzdem!
Leider sind mir ein paar Bilder verloren gegangen, daher gibt es kein Bild vom Restaurant wo Sakura und ich Omuraisu gegessen haben (gebratener Reis eingewickelt in einem Omlett, auch hier zu sehen: Day four (Part 1))
Nach einem ausgiebigen Onsenbesuch schliefen wir ausgezeichnet – leider auch ziemlich lang.
Ich freu mich schon total darauf den nächsten Blogeintrag zu schreiben! Wahrscheinlich wird er recht kurz – aber ich habe GACKT gesehen! Der Japaner, der mit Ayumi Hamasaki mein Interesse für die japanische Kultur geweckt hat.
Stay tuned!
じゃまたね~
Bis bald~
Shizuka 静
Deine Erfahrungsberichte finde ich sehr interessant. Sie bestätigen die Berichte anderer Autoren und gehen oft noch darüber hinaus. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die mir gefallen. Ohrstöpsel im Zimmer, eine Waschmaschine von LG oder Armbändchen zum Bezahlen im Onsen. Dann zeigst du immer wieder beeindruckende Bilder zu Sehenswürdigkeiten in Tokyo, Kyoto oder Osaka, erzählst was du dort erlebt hast, gibst Tipps und streust interessante Hintergrundinformationen dazu ein. Mach weiter so. Ich hoffe noch viele weitere Beiträge dieser Art von dir lesen zu können ^_^
Das freut mich wirklich unheimlich so ein großes Lob zu bekommen. Um ehrlich zu sein, habe ich sehr wenige Blogs gelesen. Daher bin ich auf Einschätzungen von Bloglesern angewiesen. Vielen Dank also dafür! Hab ich doch fast alles richtig gemacht 🙂