~Kapitel 15

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Dieser Kuss kam so unvorhergesehen, dass alle möglichen Emotionen mich zu überwältigen drohten. Es war als wäre ich in tausend Decken umwickelt worden, sodass die Worte verzögert mein Bewusstsein erreichten. Meine Gedanken waren chaotischer denn je.

Ich hätte nicht glücklicher sein können, doch gleichzeitig wusste ich, dass diese Liebe auf ewig ein Geheimnis bleiben musste.

„Ich wünschte ich wäre deine Frau.“ Ich wollte nicht seine Frau für eine begrenzte Zeit sein. Ich wollte, dass es für immer war.

Wie dumm wir beide doch waren.

„Ich… möchte nicht zurückkehren.“ Meine Augen wanderten zur schwarzen Silhouette der Burg. Darin wartete nichts was mich glücklich machen würde.

Alles was ich wollte war er.

Ich spürte, wie er den Kopf schüttelte.

„Du bist die Tochter Shirokawa Kenichis. Du hast Pflichten zu erfüllen und Verantwortungen zu tragen.“ Sein Daumen strich sanft über meine Haut. „Ich bin es nicht wert, die Macht der Shirokawa aufs Spiel zu setzten.“

Es machte mich traurig zu hören, wie er sich selbst als unwichtig beschrieb.

Er war alles für mich.

„Du hast selbst gesagt, dass dieses Bündnis eine Farce sei.“  Ich wollte weiter sprechen, doch er unterbrach mich.

„Und doch ist sie nützlich.“

Seine Hand glitt von meiner Wange und hinterließ nur Kälte.

„Jede Allianz stellt für unsere Kontrahenten eine größere Gefahr dar. Sie stärkt uns und schwächt den Feind.“ Er merkte selbst wie sachlich und belehrend das klang und seine Stimme veränderte ihren Ton ein wenig. „Wenn du die Higuchis ablehnst, wird das Land der Shirokawa das Erste sein, das ihren Zorn zu spüren bekommt. Sie werden einen willigeren Bündnispartner finden.“

Er brauchte mir das nicht sagen. Ich wollte es nicht hören. Ich wusste selbst was von meinem Handeln abhing.

„Wie kannst du nur so stark sein?“ fragte ich ihn unwillentlich. „Warum bist du nur so loyal zum Clan meines Vaters?“ Ein winziges Korn des Zweifels war in meinem Herzen entstanden.

Der Clan war ihm wichtiger als ich?

„Weil du ein Teil dessen bist.“

„Ich brauche das Alles nicht!“ Jetzt war es an mir wütend zu werden. Doch meine Wut entstand durch reine Verzweiflung. Verzweiflung die meine Hoffnung verbrannte.

Toumas Hände umfassten mein Gesicht und mein rasendes Herz beruhigte sich durch seine Berührung. „Shirokawa Yuzuna.“ Sagte er langsam. Er musste mich nicht bei meinem Namen nennen, denn meine Aufmerksamkeit galt bereits ihm.

„Du könntest deine Familie nicht verlassen. Du würdest es eines Tages bereuen, sie alleine mit der Konsequenz zurückgelassen zu haben, die du heraufbeschworen hattest. Du wärst auf ewig unglücklich, wenn du realisierst was du getan hast.“

Er hatte Recht, mit dem was er sagte.

„Ich täte nichts lieber als mit dir zu gehen. Dorthin wo es keine Clans gäbe. Dorthin wo wir Menschen wären, die nur sich selbst verpflichtet wären.“

Ich bettete meinen Kopf an seine Brust und fand dort Trost, vor all der Ungerechtigkeit die uns heimsuchte. Er schlang seinen Arm um meine Taille und seine rechte Hand lag schützend auf meinem Hinterkopf.

„Aber ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn du durch diese selbstsüchtigen Wünsche unglücklich werden würdest.“

Er küsste mein Haar und ich sog all die Empfindungen auf, die seine Nähe in mir auslöste. Ich würde diese Erinnerungen wie einen Schatz in meinem Herzen aufbewahren. Dort, wo sie mir niemand nehmen konnte.

„Was auch immer geschehen mag. Wen auch immer du heiraten wirst. Ich werde immer an deiner Seite sein.“ Die Entschlossenheit in seiner Stimme war stark. Denn es war ein Schwur, der noch heiliger war, als jener den er vor meinem Vater gesprochen hatte.

„Denn mein Leben gehört dir.“

Ich beneidete ihn darum, sein Leben jemandem widmen zu können den er liebte.

Meines gehörte nicht mir allein.

Es gehörte dem Frieden des Landes.

Es gehörte der Macht des Clans.

Ich konnte ihm mein Leben nicht geben.

Doch ihm allein gehörte meine Liebe.

 Ende